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der damaligen Neckarmündung, da ihnen ein Wandern dieser Mündung unvorstell-
bar war. So schrieb Kurfürst Friedrich IV. auf den Grundstein seiner Festung Mann-
heim voll Stolz, er habe seine Stadt am Zusammenfluß des Rheins und Neckars er-
richten lassen, wo einst der römische Kaiser Valentinianus gegen die Germanen - mu-
nimentum celsum et tutum - ein hoch aufragendes und sicheres Bollwerk gegründet
habe, das nicht in Roms Händen blieb, sondern bald den gerechteren Waffen der
Franken anheimfiel.25 Im Bereich des Mannheimer Schlosses also dachte man sich
damals den Standort dieser Festung, wenn man diese Stelle nicht direkt auf Altrip
bezog und die These vertrat, Altrip habe damals rechts des Rheins gelegen.
Erst die Grabungen Hermann Gropengießers aus dem Jahre 1936 schufen endgültig
Klarheit, nachdem schon Funde aus den Jahren 1880 und 1882 erste Hinweise gege-
ben hatten. Damals waren im Gewann Johannkirchhof im Casterfeld - nur dieser
Flurname barg immer den richtigen Hinweis, war aber nie so verstanden worden -
bei der Anlage eines Gemeindeweges Grundmauerreste eines römischen Bauwer-
kes entdeckt worden, in dem sich, auf einem Haufen zusammenliegend, einige bear-
beitete Steine vorfanden; diese kamen in die Sammlungen des Mannheimer Alter-
tumsvereins und wurden von Gustav Christ und Karl Baumann untersucht. Es han-
delte sich um folgende Steine:

1. Das Bruchstück einer Inschriftplatte von Tonsandstein mit weißen Quarzkristal-
len, links und unten abgebrochen. Höhe 34 cm, Breite 44 cm, Dicke 24 cm; Höhe
der Buchstaben 4,5-5 cm.

IO • VALEN
N•ET•CONS
CONSTI
LERIVS • T -26

Diese Inschrift kann natürlich nicht mit voller Sicherheit ergänzt werden. Gustav
Christ ergänzte:

IMPERATORE CAESARE]
FLAV]IO VALEN[TINIANO]
D(OMINO)]N(OSTRO) ET CONS(ULE)
MUNIMENTUM] CONSTI [TUTUM]
C VA]LERIUS T[ERTIUS]
OPUS PEAFECIT]

Deutsch: Unter der Regierung des Kaisers Flavius Valentinianus, unseren Herrn und
Konsuls, wurde dieses Bollwerk errichtet. Gaius Valerius Tertius war der Baumei-
ster.

Ohne noch vom Burgus zu wissen, bezog Gustav Christ die Inschrift auf ein Bauwerk
Valentinians. Eine andere Lesart, die dann mehr Beifall fand, deutete diese In-
schrift als Grabschrift. Dann wird sie wie folgt ergänzt:

[T(ITO) VALER]IO • VALEN[TI
C(IVITATIS) • S(VEBORVM)] N
[TANTIAE] CONSTI[TVTAE ■
T • VAJLERIVS • T(ITI) • [F(ILIVS)

DEC(VRIONI)
(ICRETVM)] ET • CONS

Deutsch: Dem Titus Valerius Valens, dem Decurio aus dem Gauvorort der Neckar-
sueben, und der festgestellten Standhaftigkeit hat Titus Valerius, der Sohn des Titus,
diesen Stein gesetzt.

Handelt es sich um eine Grabinschrift, dann wäre dieser Stein ein Spolium wie die
anderen, die an der gleichen Stelle damals gefunden wurden. Für diese Deutung ist

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